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Dass das Thema mangelndes Selbstwertgefühl viele Menschen betrifft, ist mir nicht neu. Ich selbst habe einen Großteil meines Lebens darunter gelitten. Und täglich habe ich in meinem Beruf, der heute meine Berufung ist, damit zu tun. Als Coach helfe ich Menschen, sich ihres eigenen Wertes bewusst zu werden. Ich unterstütze sie dabei, über sich selbst hinauszuwachsen. Was die meisten meiner Klientinnen und Klienten gemeinsam haben, ist die Angst, dass andere Leute merken könnten, dass ihr Selbstwert sehr gering ist. Es ist genau diese Angst, die krank machen und zu Depressionen führen kann. Ich kenne viele Menschen – und das betrifft nicht nur Frauen – die sehr viel Frust in sich aufstauen. Sie schweigen lieber in Situationen, in denen sie den Mund aufmachen sollten, um sich zu behaupten. Sie laden sich mehr Arbeit auf als sie schaffen können, nur um nicht von dem Angstwort „Nein“ Gebrauch machen zu müssen. Die Furcht, ihr Gegenüber könnte darauf negativ reagieren, gewinnt die Oberhand. Sie ist mächtiger als der Wunsch nach Selbstbestimmung. In so einer Situation erkennt die Person mit dem geringen Selbstwert nicht, dass der oder die andere eine Grenze überschreitet. Paradox daran ist, dass sie die Schuld bei sich selbst sucht, wenn ihr Gegenüber beleidigt oder gar wütend auf ein „Nein“ von ihrer Seite reagiert. Oft versucht sie dann, schnell die Wogen zu glätten, um nicht diesem Schuldgefühl ausgesetzt zu sein.

Schuldgefühle bremsen uns aus

Aber genau hier liegt der Hund begraben. Die Schuld liegt bei der Person, die nicht in der Lage ist, die Grenzen eines anderen Menschen zu respektieren. Traurigerweise gehen jedoch genau die Menschen beschämt durchs Leben, deren Durchsetzungsvermögen nicht so gut ausgeprägt ist.   

Das kann ich unter anderem daran erkennen, dass mir Leserinnen und Leser meines Buches „Befreie dich und stärke dein Selbstwertgefühl“ ihre Erfolge, die sie dadurch erzielen, fast ausschließlich auf diskretem Weg mitteilen. Auch auf meinem Instagram Account  werden die Erfolge und der Dank an mich nur selten öffentlich gepostet. Ich freue mich natürlich über jedes Feedback, das mich erreicht und respektiere die Zurückhaltung. Ich bin aber auch traurig, dass das Thema „geringer Selbstwert“ eines ist, das nicht offen kommuniziert werden kann. Die Angst, sich damit bloßzustellen, scheint genauso groß zu sein wie die, über Depressionen zu sprechen. Das ist ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft. Wann werden wir lernen, für Menschen, die unsere Hilfe brauchen, da zu sein, ohne sie dafür zu verurteilen. Das Leben jedes einzelnen von uns wäre so viel lebenswerter und freundlicher, wenn Stigmatisierungen in welcher Form auch immer keinen Platz mehr darin finden würden.

Nach meinen Lesungen werde ich oft darauf angesprochen, wie mutig ich bin in meinem Buch so offen über meine eigenen Niederlagen und Erfahrungen zu berichten. Aber ich sehe das anders. Wenn es mir durch meine Offenheit gelingt, anderen Menschen Mut zu machen und sie zu stärken, dann weiß ich, dass es richtig ist.

Und deshalb werde ich am Thema bleiben.
Liebe Grüße, Ihre Diana