Bewertungen – Nein, danke!
Aus dem Verhaltensmuster der Bewertungen auszusteigen ist einfacher als gedacht.
Kaum ein Tag vergeht an dem wir andere Menschen bewerten oder selbst bewertet werden. Oft weil wir es durch digitale Medien einfordern. Das nennt sich dann „liken“. Wenn wir „geliked“ werden, gefällt uns das. Was aber wenn wir „nicht geliked“ werden? Dann sieht es rasch ganz anders aus.
Aber ich spreche gar nicht von den offensichtlich von uns selbst eingeforderten Bewertungen auf verschiedenen Internet- und Handyplattformen. Worum es mir geht, ist die ständige Bewertung von Personen und Situationen, die wir intuitiv im täglichen Leben vornehmen.
Haben Sie sich schon einmal wirklich richtig bewusst gemacht, wie oft Sie selbst Menschen in Ihrem Umfeld in Sekundenschnelle betrachten, bewerten und in eine Schublade schieben? Nein? So geht es den meisten von uns.
Oder Sie wissen es und jetzt fühlen Sie sich ein bisschen schuldig? Müssen Sie nicht. Sie sind, wie oben erwähnt, mit diesem Verhalten ja nicht allein und deshalb auch nicht per se ein schlechter Mensch.
Was ich bei mir selbst ausmachen konnte, ist, dass ich dieses Verhalten bei mir gar nicht bemerkt, geschweige denn reflektiert habe. Ich habe es als ganz selbstverständlich wahrgenommen, dass ich andere Menschen angesehen und nach meinen Vorstellungen und Erfahrungen „eingetütet“ habe.
Als ich mir dessen bewusst wurde, nahm ich mir vor, daran etwas zu ändern.
Und zu meiner Freude und Überraschung, war es gar nicht so kompliziert und schwer, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nun stellen Sie sich vielleicht die Frage, wozu ich das überhaupt machen möchte.
Die Antwort ist ganz simpel. Damit es mir besser geht und ich entspannter im Umgang mit meinen Mitmenschen leben kann. Das ist doch ein sehr guter Beweggrund.
Wo setzen wir an, wenn wir etwas verändern wollen ?
Ich begann damit meine eigenen Bewertungen zu bewerten.
Und eines konnte ich bei meinem Selbstversuch sehr schnell erkennen, einige meiner Sorgen waren von mir hausgemacht. Und zwar nur durch meine Bewertungen einer anderen Person oder Situation. Ich habe Dinge wahrgenommen oder hineinprojiziert, welche gar nicht vorhanden oder von Bedeutung waren. Und wenn mir diese Wahrnehmungen nicht gefallen haben, wurde meine Laune davon negativ beeinträchtig.
Die meisten von uns wissen bereits, dass negative Gedanken negative Gefühle erzeugen. Dass wir das mit unseren ständigen, oft negativen Bewertungen selbst fördern, ist uns oft gar nicht bewusst. So war es bei mir. Ich möchte Ihnen das gerne an einem kleinen Beispiel erläutern. Vielleicht haben Sie es sogar schon selbst einmal erlebt.
Sie haben sich zu einer Fortbildung angemeldet und freuen sich darauf. Das Ereignis rückt näher und Sie beginnen im Vorfeld sich darüber Gedanken zu machen. Vielleicht darüber, wie wohl die anderen Teilnehmer sein werden. Bis hierhin noch ganz harmlos. Bis Ihnen einfällt, wie blöd der eine Teilnehmer im letzten Seminar war und, dass er Ihnen beinahe die ganze Freude an dieser Weiterbildung genommen hätte. Und plötzlich verselbstständigt sich das Ganze. Ihre Laune verschlechtert sich und Sie spielen mit dem Gedanken den Kurs doch noch zu canceln. Ihre Vorfreude ist dahin.
Wenn wir auf diese Weise – unbewusst – agieren, bringen wir es tatsächlich fertig ein noch nicht einmal begonnenes Ereignis schon vorab negativ zu bewerten. Im schlimmsten Fall sinkt unsere Laune schon jetzt völlig unnötig auf einen Tiefpunkt.
Total verrückt! Finden Sie nicht? Dass wir mental dazu in der Lage sind uns ein solch negatives Szenario zu konstruieren, obwohl gar nichts passiert ist. Das könnten wir auch entspannter und schöner haben.
Und erfreulicherweise geht das. Wie?
Hier ein paar kleine Entspannungstipps:
- Versuchen Sie zu bemerken, wenn Sie bewerten und brechen Sie es sofort ab.
Das gelingt nicht so schnell, aber mit etwas Übung und Routine bekommen Sie das hin.
2. Gehen Sie dazu über, wenn Sie bemerken, dass Sie bewerten und urteilen, dass Sie zu sich selbst STOPP sagen. Dann gestatten Sie Ihrem Gegenüber, dass er oder sie genauso in Ordnung ist wie Sie es wahrnehmen.
Das bedeutet, in diesem Fall nicht, dass Sie ihn oder sie bewerten, sondern nur, dass Sie wahrnehmen, was ist und es dann dabei belassen.
3. Machen Sie sich frei von Gedanken, dass andere so sein müssen, wie Sie das gerne hätten.
Das wird sowieso niemals funktionieren, denn andere Menschen können wir nicht ändern. Aber unsere eigene Bewertung und Einstellung dazu.
Und wenn das gelingt, können wir anderen Menschen und Situationen in Zukunft entspannter entgegenblicken. Dem neuen Tag und neuen Leuten neutral und bewertungsfrei begegnen. Sehen und spüren, wohin uns das Leben führt. Neugierig und offen bleiben und uns immer wieder positiv überraschen lassen. All das ist möglich, wenn wir es nicht schon im Vorfeld unter unseren Bewertungen begraben.
Natürlich gelingt auch mir das nicht an jedem Tag. Aber ich bemerke eine positive Veränderung, seit ich mir meiner Bewertungen bewusst bin und sie stoppe bevor sie sich verselbstständigen.
„Zauberformel“: Erkennen – Stoppen – Loslassen
Annehmen was ist, ohne zu bewerten ist wirklich sehr entspannend. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren. Sie dürfen mir gerne berichten.
Bis zum nächsten Mal.
Herzliche Grüße,
Ihre Diana Schon-Rupp